Ein Leben lang Tagebuch schreiben
Mein erstes Tagebuch bekam ich zu meinem 12 Geburtstag. Auf dem Bild siehst du, dass ich mir ein Tagebuch mit Schloss gewünscht hatte: Mein kleiner Bruder sollte meine intimsten Gedanken nicht lesen können. Inzwischen habe ich viele Journale (wie Tagebücher etwas neumodisch genannt werden) geschrieben und gestaltet. Tagebuchschreiben ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Ob Traumtagebuch, Reisetagebuch oder Bullet Journal, ich habe schon alles ausprobiert. Der Anstoß kam wohl von der bekanntesten Tagebuchschreiberin: Anne Frank. Ihre täglichen Aufzeichnungen sind eine beklemmende Beschreibung des drohenden Unheils und ein historisches Zeugnis.
Weitere bekannte Tagebücherschreiber sind laut Wikipedia: Wolfgang von Goethe, Carl Gustav Jung (bekannter Psychologe), Joseph Goebbels (welche Ironie!), Frida Kahlo und viele mehr. Allen ist gemein, dass sehr persönlich, autobiographisch, das Erlebte meist chronologisch (also so, wie diese zeitlich stattgefunden haben) beschrieben werden. Dabei kann es sich lediglich um ein Tatsachenbericht handeln, aber meist ist es ein Erkunden der eigenen Gefühle und Gemütsverfassungen. Tagebuch schreiben war und ist in!
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Die Kraft des Schreibens
Meine Erkenntnis daraus: Tagebuch schreiben hat eine heilende Wirkung. Aber das sage nicht nur ich, dass haben Untersuchungen gezeigt. Ein Versuch mit Studenten an der Universität Texas hat gezeigt, dass Tagebuchschreiber weniger anfällig für Erkältungen und andere Krankheiten sind. Ein Journal hilft uns also, besser mit Stress umzugehen. Unser Erinnerungsvermögen wird verbessert und wir lernen besser mit belastenden Situationen umzugehen.
Jeder, der mal ein Tagebuch geführt hat, weiss: es hilft die eigenen Gedanken zu ordnen und das Erlebte zu analysieren. Die Erfassung für die Zukunft steht selten im Vordergrund, ist aber ein wichtiger Aspekt: Es ist wunderbar zu lesen, was man früher erlebt hatte, was man dabei gedacht und welche Gefühle, damals vorherrschten. In der heutigen Zeit wird gerne zwischen Tagebuch schreiben und Journalen differenziert. Tagebücher sollen eher eine Chronologie von Tagesablauf darstellen, während man sich beim Journalen alles eher um die Persönlichkeit dreht. Das sind also die unterschiedlichen Definitionen.
Für mich sind die Übergänge allerdings fließend. Ich habe schon immer in meinen Tagebüchern, Journalingaspekte integriert. Z.B. behandelt eines der ersten Einträge im besagten Tagebuch mit Schloss die Frage: was ist Freundschaft? Eine Frage, die ich ein paar Jahrzehnt später immer noch als sehr wichtig erachte (und noch nicht vollständig geklärt habe ;-)). Damals war mir das Wort Journaling aber bestimmt unbekannt. Ich benutze deshalb für den gesamten Blog die Begriffe abwechselnd, und sehe diese als gleichwertig an.
Warum Tagebuch führen?
Also warum Journalen? Die einfachste Antwort - Schreiben schafft Abstand. Mit Abstand lassen sich die Dinge besser verstehen und können so Klarheit im Leben schaffen. Journalen ist somit therapeutisch. Mögliche andere Gründe:
- Momente bewusster erleben, z.B. als Gefühlstagebuch.
- Mehr Achtsamkeit, da man sich jeden Tag bewusst Zeit für die eigenen Gefühle nimmt
- Philophische Fragen des Lebens beantworten
- Stress und Frust abbauen, dadurch dass Du Deine Sorgen im Tagebuch aufschreibst
- Selbstkenntnis verbessern und Weiterentwicklung vorantreiben (z.B. über ein Traumtagebuch oder über Positiv Tagebuch)
- Balance im Leben finden (zwischen negativen und positiven Gedanke)
- Dokumentieren des eigenen Lebens oder einzelner Momente (Schwangerschaft-, Babyjahre, Reisen, etc.)
- Strukturieren des eigenen Lebens
- und (wie wir bei Anne Frank auch gesehen haben), das Tagebuch übernimmt die Funktion eines vertrauenswürdigen Freundes
Wie kannst Du Tagebuch führen?
Genauso, wie es sehr viele Gründe gibt, anzufangen zu schreiben, gibt es auch sehr viele unterschiedliche Möglichkeiten ein Tagebuch zu führen. Über die unterschiedlichen Formen spreche ich im nächsten Kapitel. Hier eine kleine hilfreiche Anleitung:
- Versuche Dir einen festen Termin im Tag einzuplanen - Kommst Du nicht immer dazu? Kein Problem. Wichtig ist es aber, trotzdem eine gewisse Regelmäßigkeit an den Tag zu legen
- Sei Dir über Deine Gründe klar - Willst Du nur über Deinen Tag berichten, möchtest Du Dich positiv mit Deinem Leben auseinander setzen? Je klarer Dein "Auftrag" ist, je besser kannst Du diesen Auftrag erfüllen
- Kreiere ein positives Umfeld - Schreiben soll Dir Freude bereiten. Du solltest Dir die tägliche Zeit gerne nehmen. Wenn Du also dafür eine Tasse Kaffee, schöne Musik oder eine Riechkerze brauchst, dann baue Dir dieses Ritual auf.
- Die Gestaltung Deines Tagebuchs soll Dich inspirieren - Mit 12 liebte ich mein Tagebuch mit Schloss: das Aufsperren hat mich immer sehr inspiriert. In der Zwischenzeit ist mein Lieblingsjournal bunt und verrückt. Aber Du kannst auch ein fertiges Tagebuch kaufen. Es gibt auch Journaling Kalender, in denen Du Platz findest, Deine Tage chronologisch zu erfassen. Ein schönes Notizbuch tut es aber auch. Aber mehr dazu im nächsten Kapitel.
- Finde einen Impuls - Vielleicht benötigst Du eine spezifische Frage oder Du gehst ins "Automatic Writting" (schnelles Schreiben ohne Nachzudenken). Das Schreiben soll dann natürlich fließen und Dir leichter fallen.
Und was brauchst Du für ein Journal?
Ein kleiner Exkurs zum Thema Notizbuch: Stelle Dir ein paar Fragen, um das Richtige für Dich zu finden:
- Wohin willst Du Dein Journal mitnehmen? Möchtest Du Dein Tagebuch immer dabei haben, sollte dieses nicht größer als A5 sein. Ansonsten können ein Buch mit große Seiten an einem festen Ort sehr inspirierend sein
- Womit möchtest Du in Deinem Journal schreiben (und evtl. malen) - das Papier sollte Deinen Stift (und Deine Farben) gut vertragen und nicht durchbluten
- Wieviel Struktur willst Du haben? Sollen die Kalendertage im Journal eingetragen sein? Brauchst Du Linien, weil es Dir wichtig ist, gerade zu schreiben? Willst Du frei gestalten? Hast Du vor ein Bullet Journal zu führen? Dies wird das Muster Deiner Seiten bestimmen.
- Wie offen, darf oder kann Dein Leben sein? Zurück zum Tagebuch mit Schloss. Je nach Umfeld kann es notwendig sein, sein Tagebuch abschließen zu können. In der Zwischenzeit gibt es aber auch Tagebücher mit Code!
Zum Thema welches Journal habe ich bereits einen längeren Beitrag geschrieben. Dort gehe ich detaillierter darauf ein, was bei welcher Journalingform wichtig ist.
Wie kannst Du Dein Tagebuch gestalten?
- Vielleicht gehörst Du zu den Menschen, für die ein einfaches Notizbuch (von Leuchturm 1917 oder von Moleskine) ausreichen. Du willst einfach schreiben. Von günstig bis zu mit Leder eingebundenen Notizbücher, gibt es viel Auswahl.
- Vorgedruckte Tagebücher
- Kalender Tagebücher: diese haben einen festen Kalender eingebaut und genügend Platz, um jeden Tag etwas aufzuschreiben.
- Inspirationstagebücher: das Ziel hier ist Selbsterkenntnis und Weiterentwicklung. Diese Journals fangen meist mit Jahresziele an und versuchen Dich positiv zu inspirieren (siehe z.B. Ein Guter Plan). Andere animieren Dich zudem, kleine Zeichnungen auszumalen.
- Personalisierte Journals
- Bullet Journals - Auch wenn es bereits vorgefertigte Bullet Journals gibt, das eigentlich Ziel von Bullet Journal ist es, das jeder sein Journal selbst gestaltet und personalisiert. Dafür benötigst Du ein punktiertes Notizbuch, dass Du meist monatlich neu gestaltest. Lettering ist hier natürlich ganz großgeschrieben! Hier wird der Tagesablauf stark strukturiert.
- Art Journaling - Das ich dieses kreative Tagebuch führen liebe, brauche ich niemanden mehr zu erzählen 🙂 Was ich aber daran liebe, ist die Freiheit und die Nutzung, nicht nur der Schrift, sondern auch der kreativen Energie, um sich auszudrucken. Eigentlich kannst Du in Deinem Art Journal alles hereingeben, was Dir gefällt. Im Sinne eines Smashbooks, klebst Du alles ein, was Du möchtest, dekorierst die Seiten mit Farbe, Stempel, Stickers, u.v.m. Auch Dein Cover kannst Du ansprechend gestalten. Na ja, und schreiben kannst Du natürlich auch ;-).
Mögliche Fragen und Anregungen
Du hast für Dich alle Fragen beantwortet und bist jetzt bereit loszulegen. Vielleicht möchtest Du nicht einfach Deinen Tagesablauf herunter schreiben, sondern willst Dich mit den Fragen des Lebens beschäftigen. Anbei also ein paar Fragen, die Du als Inspiration und als Start fürs Journaling heranziehen kannst:
- Wofür bist Du dankbar? (Dankbarkeitsjournal)
- Was ist Dir wichtig im Leben?
- Was hast Du heute Besonderes erlebt? (Tagebuch, Reisejournal, etc.)
- Was war Deine gute Tat des Tages?
- Wie fühlst Du Dich?
- Was hast Du heute erreicht? (Ziele oder Projektjournal)
- Was hast Du heute gelernt?
- Welche Träume hattest Du in der Nacht? (Traumjournal)
- Hast Du, was Du Dir heute vorgenommen hast, erfüllt?
- Was macht Dich glücklich? (Glücksjournal)
- Deine Top 10 sind....
- Reiseorte, wo Du hingehen möchtest
- Personen, die Du treffen möchtest
- Dinge, die Du tun möchtest
- etc.
Die Liste ist natürlich keinesfalls vollständig.
Tagebuchschreiben lebt von der Regelmäßigkeit. Je öfter Du den Stift schwingst, desto leichter und selbstverständlicher wird es. Bei Schreibblockaden empfehle ich Dir, einfach auf "automatisches Schreiben" umzuschalten. Schreibe ohne Sinn, ohne nachzudenken. Du kannst auch einfach schreiben: "Ich weiß nicht, was ich schreiben soll", gerne auch mehrmals. Es kann auch helfen, sich ein Tagespensum zu setzen (z.B. mindestens 1 A4-Seite). Hier gilt es, eine Balance zu finden: den inneren Schweinehund zu überwinden, ohne das Schreiben als Last zu empfinden.
Ich hoffe, ich konnte dich inspirieren, wieder einen Stift in die Hand zu nehmen und einfach loszuschreiben!
Genieße diese befreiende Kraft!
Deine Karli